Donnerstag, 10 April 2025 19:54

Schach als Schulfach – Eine bundesweite Petition

Schachunterricht auf dem Stundenplan Schachunterricht auf dem Stundenplan Foto: pixabay

Immer mehr Schulen setzen auf das königliche Spiel. Nun soll Schach bundesweit als Unterrichtsfach etabliert werden. Eine Online-Petition will den Weg dorthin ebnen. Die Initiative ruft zur breiten Unterstützung auf – und wird bereits von mehreren Pilotprojekten untermauert.

Inhaltsverzeichnis:

Schach in der Schule

Das Ziel ist klar: Schach soll als Wahlpflichtfach, Unterrichtsmodul oder verpflichtende Arbeitsgemeinschaft an Schulen aufgenommen werden. Dafür hat Ralf Schreiber, Initiator der pädagogischen Bewegung „Schach für Kinder“, eine Petition gestartet. Wird das Quorum von 30.000 Stimmen erreicht, muss der Bundestag das Thema öffentlich behandeln. Die Forderung richtet sich direkt an die Kultusministerkonferenz, die Landesbildungsministerien sowie das Parlament.

Robert Rabiega und das Berliner Modell

Großmeister Robert Rabiega unterrichtet seit 15 Jahren Schach am Käthe-Kollwitz-Gymnasium im Berliner Stadtteil Prenzlauer Berg. In jeder fünften und sechsten Klasse steht das Fach mit 80 Minuten wöchentlich auf dem Stundenplan. Rabiega arbeitet dabei mit bis zu 30 Schülern gleichzeitig, unterstützt von Julian Urban und Bundesliga-Spielerin Helen Raab.

Das Gymnasium ist bislang die einzige Schule in Berlin mit Schach als regulärem Fach. Rabiega betont den positiven Einfluss des Spiels auf Konzentration, Entscheidungsfreude und soziale Kompetenz. Viele seiner Schüler haben sich inzwischen Schachvereinen angeschlossen. Zusätzlich bietet das Gymnasium eine reine Mädchen-Schach-AG mit 30 Teilnehmerinnen und einen beliebten Abiturkurs „Schach-Mathematik“.

Pilotprojekt Bremen mit über 5.000 Kindern

Ein weiteres Beispiel ist das landesweite Projekt in Bremen. Dort wird Schach an mehr als 200 Grundschulklassen unterrichtet – jede Woche eine reguläre Schulstunde. Aktuell nehmen über 5.300 Kinder daran teil. Bemerkenswert: Der Mädchenanteil liegt bei rund 50 Prozent, was das Projekt auch zum größten Mädchenschachprogramm Deutschlands macht.

Diese breite Teilnahme zeigt, dass Schach unabhängig von Geschlecht oder Hintergrund wirkt. Die kognitiven und sozialen Fähigkeiten, die durch das Spiel gefördert werden, sind gerade im Grundschulalter besonders relevant. Die Ergebnisse des Bremer Modells dienen daher als überzeugende Argumentationsgrundlage für die Petition.

Schach als Förderung im sozialen Brennpunkt

Schach funktioniert nicht nur an Elite-Gymnasien. Rabiega hat gezeigt, dass auch Kinder aus schwierigen sozialen Verhältnissen vom Spiel profitieren. In Zusammenarbeit mit einem sozialen Träger führt er derzeit ein Projekt im Berliner Problembezirk Wedding durch. Dabei geht es nicht nur um Schach, sondern um Disziplin, Geduld und strukturiertes Denken.

Rabiega vergleicht Kinder aus sozialen Brennpunkten mit unbewässerten Gärten: Sobald man ihnen Zugang und Aufmerksamkeit schenkt, entwickeln sie sich rasant. In vielen Schulen mit erhöhtem Förderbedarf fehlt jedoch ein Schachangebot – obwohl gerade dort besonders viel Potenzial vorhanden wäre.

Eine strukturierte Zukunft durch ein uraltes Spiel

Die Petition hebt hervor, dass Schach Fähigkeiten stärkt, die heute im Bildungssystem dringend benötigt werden: Problemlösefähigkeit, Gedächtnistraining, Sozialverhalten und mentale Stärke. Die Initiative ist nicht neu, aber sie erhält durch diese konkrete politische Forderung neuen Schub. Unterstützer sind aufgerufen, nicht nur zu unterschreiben, sondern den Aufruf auch weiterzuverbreiten.

Ziel - Integration von Schach in den Schulalltag

Adressaten: Kultusministerkonferenz, Länderbildungsministerien, Bundestag

Mindestanzahl der Unterstützer: 30.000

Beteiligte Pilotprojekte: Bremen, Berlin

Vorteile laut Pädagogen:

  • Konzentrationssteigerung
  • Soziale Integration
  • Förderung strukturellen Denkens
  • Verbesserung der Entscheidungsfähigkeit

Ob auf Gymnasien oder an Schulen in sozialen Brennpunkten – Schach zeigt Wirkung. Mit vereinten Kräften könnte das Spiel bald fester Bestandteil des deutschen Bildungswesens sein.

Quelle: DEUTSCHER SCHACHBUND