Montag, 21 Juli 2025 16:20

Betrugsfall überschattet Schachfinale in Bad Wildungen

Betrug beim DSAM-Finale. Betrug beim DSAM-Finale. pixabay/Foto illustrativ

Die Endrunde der Deutschen Schach-Amateurmeisterschaft in Bad Wildungen bot viel Freude, Teamgeist und starke Leistungen. Doch ein Fall von Betrug sorgte für einen unerwarteten Tiefpunkt – mitten in einer ansonsten ausgelassenen Turnieratmosphäre. Während über 300 Teilnehmende zusammenkamen, um das Finale zu feiern, kam es bei einem Spieler zu einem gravierenden Regelverstoß.

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Handybetrug bei deutschem Teilnehmer aufgedeckt

Ein Spieler wurde während der Partie mehrfach beim Verlassen des Turniersaals beobachtet – bis zu acht Mal innerhalb der ersten 15 Züge. Diese Häufung weckte bereits in der zweiten Runde Verdacht. Nach weiteren Beobachtungen wurde die Turnierleitung aktiv. Im Organisationsbüro wurde der Mann schließlich mit offenem Schachprogramm auf dem Handy erwischt, das er in der Hosentasche bei sich trug.

Turnierleiter Frank Jäger kontrollierte das Gerät. Die laufende Stellung seiner Partie war geöffnet – ein klarer Hinweis auf Betrug. Der Vorfall wurde sofort aufgeklärt, der Spieler gab den Regelverstoß zu und wurde umgehend vom Turnier ausgeschlossen. Sandra Schmidt, Chefin der Veranstaltung, äußerte Bedauern: „Für 333 Euro Siegprämie sowas zu machen – echt traurig.“ Insgesamt nahmen 320 Finalistinnen und Finalisten sowie 32 Teilnehmende der Deutschen Pokal-Einzelmeisterschaft am Turnier teil.

Höhepunkte mit Isabel Betz und Rishi Prasanth

Abseits des Vorfalls war die Stimmung in Bad Wildungen überwiegend positiv. So veranstaltete Isabel Betz, Social-Media-Beauftragte und angehende Clownin, ein humorvolles Kneipenquiz in der Pianobar des Maritim-Hotels. Auch beim Blitzschach im Analyseraum ging es bis tief in die Nacht ausgelassen weiter. Die Teilnehmenden lobten die Veranstaltung mehrfach als „super Turnier“.

Eine besondere Partie in der Gruppe F sorgte ebenfalls für Begeisterung. Der minderjährige Rishi Prasanth gewann durch ein herausragendes Damenopfer, das bei der Siegerehrung auf der Bühne analysiert wurde. IM Georgios Souleidis stellte das Opfer vor – der Vater des Jungen nahm den Hotelpreis entgegen: eine Flasche Champagner. Das Geld dafür soll jedoch direkt an den Sohn ausgezahlt werden.

Ehrung für Ingrid Schulz bei Galaabend

Ein emotionaler Moment war die Auszeichnung von Turnierfotografin Ingrid Schulz mit der Silbernen Ehrennadel des Deutschen Schachbundes. Die Ehrung wurde von DSB-Präsidentin Ingrid Lauterbach überreicht, während Frank Jäger eine Laudatio hielt. Das Publikum im voll besetzten Saal reagierte mit minutenlangem Applaus im Stehen. Die sichtlich gerührte Schulz wurde durch ihre Freundin Sandra Schmidt umarmt.

Die Hamburgerin ist zwar keine aktive Schachspielerin, doch ihre jahrelange Arbeit bei der DSAM machte sie zu einer geschätzten Figur in der Szene. Ihre Beliebtheit ist so groß, dass sie selbst das Turniermaskottchen Bella überstrahlt – wie Schmidt lachend zugibt.

Ausblick auf neue Saison ab November

Nach der Finalrunde in Bad Wildungen ist vor der neuen Saison. Am 20. November startet die DSAM erneut – wieder in Bad Wildungen. Turnierleiterin Sandra Schmidt kündigte bereits an, dass sie nach einer kurzen Pause mit neuer Energie in die nächste Phase geht. Vorschläge zur Verbesserung der Veranstaltung seien weiterhin willkommen.

Die Sieger des Turniers, darunter FM Benjamin Wagner, zeigten starke Leistungen. Wagner qualifizierte sich mit seinem Sieg in der A-Gruppe für das Kandidatenturnier der Deutschen Meisterschaft 2026 in Dresden. Seine Teilnahme gilt als verdient, da er mit einem Elo-Wert knapp unter 2300 als Favorit antrat.

Die DSAM bleibt somit ein Schachfest mit Herz, Ehrgeiz – und trotz Ausreißern – einer klaren Linie.

Quelle: DEUTSCHER SCHACHBUND, www.globewings.net/de